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Erlebnisreisen nach China

Im Juli des Jahres 2000 erhielten wir eine E-Mail von einer Chinesin, die in Deutschland studiert. Sie wollte uns besuchen, um uns kennen zu lernen und um unsere Tauben zu sehen. Wir waren überrascht über dieses sympathische, aufgeschlossene damals 20jährige Mädchen, das seit einigen Monaten in Deutschland Germanistik studiert und sehr gut Deutsch spricht.

Ihr chinesischer Name ist Xu Nai, doch sie wollte "Sissi" genannt werden. Die Annahme von europäischen oder englischen Vornamen ist bei den Jugendlichen in China üblich, das erleichtert den Umgang mit Ausländern. Es stellte sich heraus, dass ihr Vater ein bekannter Brieftaubenzüchter in China ist und in Peking ein großes internationales Brieftaubenzentrum besitzt. Xu Nai schaute sich alles interessiert an und war beeindruckt von unserer Schlaganlage und dem vorhandenen Taubenmaterial. Bei Kaffee und Kuchen ging die Zeit viel zu schnell vorbei. Sie wollte am nächsten Tag für vier Wochen nach China fliegen, um dort ihren Urlaub während der Semesterferien zu verbringen. Deshalb waren wir ganz überrascht, als kurz darauf per Fax eine herzliche Einladung zur Eröffnung einer internationalen Brieftaubenfirma in Jinan bei uns eintraf. Nach einem Telefonat mit unserer chinesischen Freundin haben wir uns kurzfristig entschlossen, diese Einladung anzunehmen. Eine Menge organisatorischer Arbeit galt es nun in kürzester Zeit zu bewältigen. Letztlich ging alles gut, auch dank der redaktionellen Unterstützung der "Brieftaube". 

"Sissi" mit ihrem Vater und Hermann Schilling

Eine großzügige Schlaganlage, auf der die Jungtauben auf den Finalflug vorbereitet werden.

In Peking wurden wir sehr herzlich von Sissi und ihrer Mutter empfangen und wir erlebten zwei ausgefüllte Tage in dieser pulsierenden Weltstadt mit Besuch der chinesischen Mauer sowie dem Sommerpalast des Kaisers.

Von Peking fuhren wir zu dem 500 km entfernten Jinan in der Provinz Shan Dong, mitten in China.

Dort wurden wir sehr herzlich von Sissis Vater, Herrn Xu Fujiang, begrüßt und in ein 4-Sterne-Hotel gebracht. 

Am Abend trafen wir seinen Geschäftspartner Herrn He Deli. Diesen beiden hatten wir die Einladung zu verdanken und in den nächsten Tagen konnten wir eine überaus großzügige Gastfreundschaft erleben. Nach dem Frühstück stand ein Wagen mit Fahrer bereit und unsere Sissi zeigte uns viele Sehenswürdigkeiten ihrer schönen Heimat. Wir waren sehr beeindruckt von der vielseitigen Schönheit dieses Landes, den Tempeln, dem Thai-Berg, den Pagoden, dem Botanischen Garten und vielem mehr. Am 20. August fand um 10 Uhr die feierliche Eröffnung der Internationalen Brieftaubenfirma Shan Dong Shun Geng Tian Long statt. Vorsitzender des Verwaltungsrats ist Herr He Deli, ein berühmter Unternehmer und ausführendes Mitglied des Bündnis von Industrie und Handel in der Stadt Jinan. Teilhaber und Manager ist Herr Xu Fujiang, einer der frühesten Gründer einer großen Brieftaubenfirma in China, Berater für Zucht und Training von Brieftauben und Organisator von Wettkämpfen in Peking bei seiner Firma Tian Long. Herr Xu Fujiang begrüßte die eingeladenen Ehrengäste wie Politiker sowie die Präsidenten der Brieftaubenverbände aus den einzelnen Provinzen. Ein besonderer Gruß galt uns, die wir als einzige deutsche Brieftaubenzüchter diesem feierlichen Ereignis beiwohnten. Anschließend fand im Hotel ein Empfang mit 200 geladenen Gästen statt. Herr He Deli sprach einige Worte zu den Gästen und Herr Xu Fujiang stellte im einzelnen die Ehrengäste vor und gab ihnen die Möglichkeit, Grußworte und Glückwünsche zur überbringen. Der Oberbürgermeister der Stadt Jinan Li Jian sprach einige Worte, ihm folgte als Redner der taiwanische Präsident Zhou Yinian. Im Anschluss daran konnten wir uns noch einmal für die Einladung bedanken und übergaben mit dem Jahresteller 2000 des deutschen Verbandes ein passendes Geschenk.
 Wir hatten im Vorfeld unseren Verbandspräsidenten, Herrn Horst Althoff, um ein Grußwort gebeten. Dessen Übersetzung wurde mit lang anhaltendem Beifall bedacht. Nachdem der offizielle Teil beendet war, wurde zum Bankett gebeten. Danach ging, weil es so Brauch ist, unsere Dolmetscherin mit uns an jeden Tisch, um uns vorzustellen und auf Freundschaft anzustoßen. Nur so war eine Verständigung mit den vielen Taubenzüchtern, die uns kennen lernen wollten, möglich.

Wir erlebten schöne Tage, kamen mit vielen Taubenzüchtern zusammen und lernten so den Taubensport in seiner typischen landeseigenen Art kennen.

China hat etwa 13 Milliarden Menschen, die auf einer Fläche von 9,5 Millionen qkm leben.

Himmelstempel

Man sagt, es gibt drei Millionen Brieftaubenzüchter, von denen 300 000 in Verbänden organisiert sind. Geschickt wird aus zwei Richtungen bis 1 500 km bei sechs bis acht Wettflügen. Zurück in Peking besuchten wir das internationale Brieftaubenzentrum von Sissis Vater, Herrn Xu Jujiang, das etwas außerhalb von Peking liegt. Wir waren überrascht über die großzügig angelegte Schlaganlage, in der Zuchttauben auf einer Seite und 1 320 Jungtauben (Stand August 2000) auf der anderen Seite untergebracht sind. Ein ganzes Team ist für Versorgung, Training und Büroarbeiten vorhanden. Die Jungtauben wurden auf einen internationalen Wettflug am 18. Oktober 2000 vorbereitet. Es war ein interessantes Schauspiel, als um 17 Uhr alle Jungtauben zusammen zum täglichen Training herausgelassen wurden. Am letzten Abend in Peking waren wir von einem Taubenzüchter, der ein Restaurant besitzt, eingeladen, wo wir wieder viele Züchter, die wir bereits von Jinan kannten, wiedertrafen. Unsere einmalige Erlebnisreise durch China ging damit zu Ende, denn am nächsten Tag startete der Flieger zurück in die Heimat.

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